Muli shani (Guten Tag), Am 21. August war es endlich so weit. Mein Auslandsjahr, das ich seit einem Jahr vorbereitet habe, begann! Am Flughafen in Hamburg ging es los, mit dem Abschied von meiner Familie, dem Gang durch die Security, dem Warten am Gate, wo ich bereits drei der anderen Freiwilligen, die in Sambia sind, traf und dem Flug. Zuerst ging es nach Dubai. Der Flug war recht angenehm, da ich trotz der unbequemeren Sitzposition einigermaßen Schlaf bekommen konnte und das Bordessen nicht schlecht war.
In Dubai hatten wir dann einen angenehmen Aufenthalt von 3 Stunden, in denen wir uns etwas die Beine vertreten konnten. Dort trafen wir auch die anderen fünf Freiwilligen, die in Sambia sind. Als dann das Boarding für den zweiten Flug, nach Lusaka, begann war die Stimmung, mit Hinblick auf einen weiteren sieben Stunden Flug, zwar nicht mehr ganz so enthusiastisch, wie beim Ersten, jedoch weiterhin gut. Es zeigte sich jedoch schnell, dass alle noch ordentlich müde waren, denn noch bevor das Flugzeug überhaupt in der Luft war, schliefen die meisten, inklusive mir, schon wieder.
Als wir gegen Nachmittag in Lusaka ankamen, lief alles fast schon zu gut. Wir hatten keine Probleme mit unserem Visum und alle unsere Koffer sind angekommen, was schon einem Wunder gleicht, wenn man bedenkt, wie viel Gepäck jeder dabei hatte. Außerhalb des Flughafens wartete schon unsere Landesmentorin, um uns zu unserer ersten Unterkunft zu bringen, in der wir für das Ankunftsseminar geblieben sind. Die Unterkunft ist sehr schön gewesen, worüber wir uns äußerst gefreut haben, denn so konnten wir nach einer Dusche und einem leckeren Essen entspannt schlafen gehen.
Sonnenuntergang von unserer Unterkunft aus gesehen.
Das Seminar begann mit einer kurzen Einführung in Sprache, Verhaltensweisen und Kultur in Sambia. Nach dem Mittagessen ging es dann auch schon an die Erkundung der Hauptstadt. Dazu hatten wir eine Führung durch den „Garden Compound“, eines der größten Armenviertel in Lusaka. Die Tour war sehr interessant, da wir viel über die Lebensumstände der Menschen dort erfahren haben und uns viele Projekte gezeigt wurden, die das Leben der Menschen dort verbessern und die Community stärken sollen. Zum Beispiel gibt es ein Projekt, das Plastikmüll ankauft und recycelt, oder einen großen Secondhandmarkt für Kleidung, auf dem unter anderem auch Altkleidung aus Europa verkauft wird. Zudem gibt es einige Künstler, die das Viertel mit Graffitis verschönern. Gegen Ende der Führung konnten wir noch einige lokale Früchte probieren und ein bierähnliches Getränk, das aus Mais hergestellt wird, im Tetrapak verkauft wird und vor dem wir schon gewarnt wurden. Es schmeckte mir tatsächlich nicht besonders gut. Zum Abschluss des Tages besuchten wir noch eine Show des „Circus Zambia“, einer Organisation, die durch tänzerische und akrobatische Darbietungen auf die Probleme in Sambia aufmerksam machen will und Aufklärungsarbeit zu Themen wie HIV und Menschenrechten leistet.
Verlassenes Gebäude des Sambischen Roten Kreuzes im Garden Compound.
Am zweiten Seminartag haben wir Vormittags weiter über Kultur und speziell über unsere „Rolle“ und unser Auftreten als „Muzungu“ gesprochen. Dieses Wort bedeutet so viel wie „weißer Mensch“ und wird in Sambia für Menschen mit europäischem Aussehen verwendet. Es ist nicht abwertend gemeint und wird oft einfach verwendet, um Aufmerksamkeit zu erregen. Oft wird es verbunden mit einem „Hey Muzungu, how are you?“, was einfach eine Begrüßung ist. Am Nachmittag ging es dann zur deutschen Botschaftsresidenz, da die deutsche Botschafterin uns eingeladen hatte, um uns von der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Sambia und Deutschland zu erzählen, aber auch um mit uns ins Gespräch über unsere Einsatzstellen uns Motivationen zu kommen. Der Nachmittag war ebenfalls sehr interessant, hatte jedoch, trotz sehr freundlicher Botschafterin, durch die extremen Differenzen zum Vortag einen recht negativen postkolonialen Beigeschmack.
Am folgenden Freitag beschäftigten wir uns weiter mit Themen wie Kulturschock, Schlangen und Spinnen, SIM-Karten und Internet, sowie mit dem Busfahren beziehungsweise dem Benutzen des ÖPNV. Wobei wir bei den letzten beiden Themen Unterstützung von zwei zukünftigen Süd-Nord-Freiwilligen bekommen haben. Und gerade beim Busfahren war diese Unterstützung auch notwendig, denn der ÖPNV in Lusaka ist für Außenstehende, wie uns Freiwillige, recht verwirrend und gewöhnungsbedürftig. Es gibt zum Beispiel zwar Bushaltestellen, jedoch keine festen Fahrpläne und das Ein- und Aussteigen findet auch abseits der Haltestellen statt. In jedem der Minibusse gibt es einen Fahrer und einen „Conductor“, der die Fahrgäste ein- und aussteigen lässt und das Geld einsammelt. Der Conductor ist auch während der Fahrt dafür zuständig, Fahrgäste zu finden und diese in den Bus zu lotsen. Dafür ruft er immer wieder die Endhaltestelle des Busses und Menschen am Straßenrand können ihm ein Zeichen geben, um den Bus anzuhalten. Das System basiert dadurch mehr auf menschlicher Interaktion als in Deutschland.
Am letzten Seminartag, einem Samstag, haben wir uns mit den Erwartungen von unseren Partnerorganisationen, aber auch unseren Erwartungen an die Partnerorganisationen beschäftigt. Hierfür waren viele Projektmentoren von den Organisationen angereist und wir hatten einen interessanten Austausch. Abgeschlossen haben wir den Tag dann mit einem gemeinsamen Grillen.
Sonntag war dann der Tag der Weiterreise zu unseren Arbeitsstellen. Für mich und Emily, eine andere Freiwillige, die mit mir in Kabwe ist, ging es also zum Busbahnhof, um dort in einen Reisebus zu steigen. Und tatsächlich, nach etwas Gedrängel am Ticketschalter und etwas Verwirrung mit unseren Koffern hatten wir es geschafft. Wir saßen in dem Bus, der uns nach Kabwe bringen würde. Die Busfahrt war recht angenehm, zumindest, wenn man bedenkt, dass uns auch hier im Vorhinein gesagt wurde, dass sie oft anstrengend sind. Der Bus, mit dem wir gefahren sind, war noch in einem guten Zustand und die permanente Musik, die aus den Lautsprechern dudelte, war auch nicht zu laut, sondern befand sich an der Grenze zwischen angenehmer Hintergrundmusik und nervigem Gedudel. Der Busfahrer hatte sich auch sichtlich Mühe gegeben schnell anzukommen, was bei einspurigen Straßen und langsamen LKWs auf der Strecke nicht immer einfach war. Als wir nach ungefähr 3 Stunden Fahrt in Kabwe ankamen, wurden wir von Mitarbeitern und Stancy meiner Mentorin vom Hospiz abgeholt und nach einem kurzen Einkauf der wichtigsten Lebensmittel zu unserer Unterkunft gebracht.
Somit endete meine erste aufregende Woche in Sambia und damit: Danke fürs Lesen und „Shaleenipo“! (Auf Wiedersehen)